Auswanderergeschichten:  Johann (John) Zapp (1830-1915) findet sein Glück in Amerika
V. Die fröhlichen Neunziger
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In der Dekade der 1890er setzte sich der Erfolg der Familie Zapp fort.
Das Geschäft wuchs und John inserierte in den örtlichen Zeitungen, dass er 6 Prozent Zinsen bei einjährigen Einlagen und 5 Prozent bei sechsmonatiger Laufzeit zahle. John hatte so viele Freunde in der Gegend, dass er als Direktor der Ersten Nationalen Bank von St. Cloud bestimmt wurde, so berichtet in der Ausgabe der St. Clouds Times am 9. Januar 1894. Er war der einzige Deutsche im Ausschuss. Zwei Jahre später erscheint sein Name als Direktor der deutsch-amerikanischen Nationalbank und er war der Vizepräsident. Das soziale Leben der Familie drehte sich zwischen Geschäftswelt und Kirche.
John Zapp um 1880
John und Margaretha waren Gäste bei vielen Empfängen, wie im Februar 1892 bei Bischof Otto Zardetti. Er war auch der ehrenamtliche Sargträger auf der Beerdigung von St. Clouds berühmtesten Yankee Frühsiedler, Josiah Hayward. Das gibt einen Eindruck, wie geachtet er sogar bei den Yankees in der Stadt war. Die Kinder wurden erwachsen und verliebten sich. Mit dem Fortgang der Zeit wuchs die Familie durch die Hochzeiten von John Jr., Lizzie und Edward, das geschah zwischen 1892 und 1894. Mit der Aussicht auf Enkel hatten John und Margaretha viele Gründe, sich auf die Zukunft ihres Lebens zu freuen.

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1896 erwarben John und Margaretha das Edelbrock Herrenhaus, ein altes rotes Ziegelhaus und eine Sehenswürdigkeit der Stadt, 1885 von Joseph Edelbrock erbaut , einem der ersten Händler von St. Cloud. Das Haus lag am Mississippi am Ende der St. Germain Straße. Es wird beschrieben als Haus italienischen Stils, mit aus Holz geschnitzten Konsolen unter der Dachrinne, Rundbogenfenster, 4-Blatt Ausführung am Frontgiebel und auf dem Dach befand sich eine Kuppel. Das Haus war aus einigen Meilen Entfernung bereits zu erkennen. Die Begleitumstände beim Kauf des Hauses waren nicht wie bei einem gewöhnlichen Kundenkauf mit verschiedenartigen Zahlungsbedingungen. John, in seiner Funktion als Bankier, verlieh viel Geld an J.G. Howe Jr. und Herrn Edelbrocks Schwiegersohn, der erst kürzlich das Edelbrock´sche Familiengeschäft übernommen hatte. Durch Missgeschick oder mangelnden Geschäftssinn (es gab auch eine Rezession in dieser Zeit) nahm der junge Herr Howe im Vorfeld außerordentliche Schulden auf und war dann gezwungen Bankrott zu erklären. Es war extremes Pech für Herrn Edelbrock, das Haus als Sicherheit auf die Schulden von Howe bei der Zappschen Bank gegeben zu haben. Es sickerte durch, dass John Zapp das wundervolle alte Herrenhaus 1896 übernommen hatte und er zog mit Margaretha und den beiden unverheirateten Kindern Rose und Carl ein, um darin zu leben. Das Haus war für die Enkel von John und Margaretha eine Quelle liebevoller Erinnerungen. Da war ein kreisrundes, durchgehendes Treppengeländer aus Holz, wo die Kinder vom Speicher bis zur Eingangstür hinunterrutschen konnten. In der Scheune war ein Pony, es gab einen Pferdeschlitten und einen Tennisplatz. Von nun an und für den Rest ihres Lebens waren John und Margaretha von den fröhlichen Stimmen ihrer Enkelkinder umgeben, wann immer sie ins Haus kamen.

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John Zapp zeigt Charakter
Im Herbst 1896 war das Land wieder einmal mitten in den Präsidentschaftswahlen. Es war die Ära eines neuen Populismus, verkörpert durch William Jenning Bryan, ein demokratischer Kandidat, der eine andere Geldpolitk wollte. Für John Zapp war das unvereinbar mit seinem langjährigen Glauben in ein solides Finanzsystem, und er zögerte nicht, seine Meinung darüber in der St. Cloud Times am 5. Oktober 1896 kundzutun. „Vor kurzer Zeit fragte mich Herr Gorman, ob ich mit ihm nach LeSauk fahren wollte, an dem versprochenen Abend hielt er eine Rede. Als er damit fertig war, wollten die Menschen in LeSauk ein paar Worte von mir hören. Ich sagte in wenigen Worten, dass ich für die Beibehaltung der bisherigen Geldpolitik sei, was von allen Zeitungen im Stearns County ohne Ausnahme bis zum Juni 1896 befürwortet wurde und dass ich so viel von den schlimmen Folgen einer entwerteten Währung bereits erlebt hätte und folglich meine Stimme für die bestehende Geldpolitik abgeben würde, unabhängig von Parteipolitik.“ „ In einem anderen Zusammenhang nennt mich „die Times“ einen Geldverleiher. Nun, wem gehört das Geld? Am 1. Januar 1896 verwaltete ich 1154 Bankguthaben, von fünfhundert verschiedenen Menschen, die fast alle in Stearns County leben, mit Guthaben von 3 bis 3000 Dollar. Und wer sind diese Anleger? Es sind Kleinanleger, Kinder, deren Eltern mir deren gespartes Kleingeld bringen, Dienstmädchen und andere junge Frauen, junge Männer, Bahnarbeiter, Bauern und Arbeiter. Die größeren Anlagen stammen von älteren Leuten, Bauern und anderen, die nach lebenslanger harter Arbeit ihr Erspartes einzahlten, um damit den Lebensabend zu bestreiten. Ich habe keine Einlagen von Reichen oder Spekulanten. Ich zahle den Menschen 6% Zinsen und sichere jeden Cent eines Darlehens mit Grundbesitz ab, wofür ich, je nach Größe und Risiko, 8 oder 9% über Provision und Bonus einnehme. Mit allem, was ich besitze, sichere ich dann die Einlagen meiner Anleger. Die Anleger gaben mir Geld, Gold, Silber und 77
Papiere, jeder Cent so gut wie Gold. Dieses Geld verlieh ich an Bauern und andere. Für mich sieht es jetzt so aus, als wäre es falsch, wenn diese Einlagen und Darlehen in Dollars bezahlt werden, die nur noch einen Wert von 52 Cent in Gold haben.„Hochachtungsvoll übermittelt, JOHN ZAPP“
Nach dem Wahlkampf von 1896 erklärte John der Öffentlichkeit, dass er keine Partei mehr ihrer selbst wegen wählen würde. Fortan würde er für Kandidaten stimmen, die seinen persönlichen Überzeugungen entsprechen. Es ist wahrscheinlich, dass er William McKinley (25. Präsident, Republikaner) mit zum Präsidenten der USA gewählt hat.

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Während dieser Jahre lebten John und Margaretha nah mit ihrer Verwandtschaft, die alle im Stearns County verstreut lebten.
 

Quelle: The John Zapp & Margaretha Hoffmann Legacy, von Gretchen Leisen, S. 75, 77-78.
Erschienen bei Continental Press, St. Cloud, Minnesota, USA, 1989.
Übersetzt aus dem Englischen von Norbert und Margret Rosskopp.

Für die freundliche Überlassung des Buches zwecks Übersetzung und  Veröffentlichung, vielen Dank an Rudi Schmidt aus Schönecken!

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