Auswanderer aus dem Amt Schönecken im 19. und 20. Jahrhundert
Das Internet macht es möglich:
Seit einigen Jahren stellt die Einwanderungsbehörde von New York die Daten der Emigranten nach "Ellis Island" im Netz zur Verfügung.  Darum konnten wir eine intensive Datenbankrecherche durchführen. Zu dem bisher einzig vorliegenden Dokument (ca. 1956 im Eifelvereinsführer veröffentlicht), konnte im November 2009 eine amtliche Auswanderungsliste der Jahre 1863 - 1867 und im März 2010 die Tabelle der Wehrdienstverweigerer/Déserteure von 1851 - 1901 gefunden werden, die zum weiteren Abgleich verwendet wurden.  Mit diesem Ausgangsmaterial führte der Abgleich mit den Datenbanken (vorwiegend mit Castle Garden) zu erstaunlichen Ergebnissen, in vielen Fällen konnten Jahr, Ein- und Auswanderungshäfen, sowie die Schiffe der Emigranten gefunden werden und die Listen wurde angeglichen.  Aus verschiedenen Gründen werden die Listen aber nie komplettiert werden können:  Auswanderer wechselten ihre Identität und änderten ihren Namen, auch nach Kanada (Ontario, Quebec, Montreal usw.) und Südamerika (Rio, Buenos Aires, Caracas usw.) und Algerien (Algier) wurde ausgewandert. Bei den vielen Schiffsuntergängen zwischen 1850 und 1900 versanken
wahrscheinlich auch einige der in den Datenbanken nicht gefundenen Personen in den Tiefen des Atlantiks und erreichten ihr Ziel niemals. Tod durch Hunger oder Typhus

Bild oben: Die Schönecker Familie Zimmer 1905 in Paterson, New Jersey (ausgewandert 1892)

war bei den Überfahrten bis vor 1870, bevor Dampfschiffe die Segler abgelöst hatten, keine Seltenheit. Manchmal dauerte die Überfahrt der Segelschiffe über 60 Tage bis New York in Sicht war, die hygienischen Bedingungen waren menschenunwürdig.

Rechts im Bild:

Familie John Zapp im Jahre 1894
hinten v.l.n.r: Julia, John Jr., Elizabeth, Earl, Johanna und Edward. vorne v.l.n.r: Margaretha, Rose, Carl, John Sr.
(John Zapp wanderte 1854 in die USA aus, zunächst nach New York, dann nach New Jersey und Illinois, ab 1857 lebte er bis zu seinem Tod 1915 in Minnesota.)

Stand: 14. März 2022

Amerika-Auswanderer 1845 - 1923

Schönecken
1847 - 1921
Balesfeld
1858 - 1890
Burbach
1852 - 1888
Dingdorf, Nieder- u. Oberlauch, Winringen
1857 - 1923
Heisdorf
1850 - 1893
Feuerscheid
1845 - 1900
Lasel
1857 -
1913
Neustraßburg
1867
Nimshuscheid
1852 - 1886
Plütscheid
1854 - 1892
Seiwerath
1852 - 1
914
Wawern
1858 - 1881
Wetteldorf
1860 - 1914
andere Orte
1862 - 1892
Schiffsverluste
1850 -1913
 

Afrika- und Europa-Auswanderer 1833 - 1890

Ausgewanderte Déserteure und Réfractaire aus dem Amt Schönecken

Déserteure
1850 -  1891
Réfractaire
1850 -  1901

Begriffserklärung:
                  Déserteur = Fahnenflüchtiger                                  Réfractair = Wehrdienstverweigerer

Antwerpen und vor allem Liverpool waren für eine billigere Überfahrt bekannt, jedoch war die miserable Verpflegung berühmt-berüchtigt. Oft hatten die Passagiere, die sich aus diesen Häfen in die neue Welt aufmachten, die letzten Wochen nur noch Wasser und Brot zur Verpflegung und mitunter auch noch nicht einmal mehr das. In Hamburg und Bremen waren die Auflagen betreffend der Verpflegung der Passagiere viel strenger, die Versorgung galt damals als sehr gut, der Passagenpreis war ein wenig höher. Der preußische Staat war um das Wohl seiner Landsleute sehr bemüht, dennoch reisten die meisten Auswanderer aus unserem Bereich über Antwerpen aus.
Situation in den Seehäfen 1848
Die Recherche wird über Jahre fortgeführt, die Liste entsprechend aktualisiert. Besonders erschwerend für die Nachforschung ist die Tatsache, dass die amerikanischen Beamten bei den Personenerfassungsdaten z.Teil schlampig arbeiteten, z.B. Namen so erfassten wie sie sich im Englischen anhörten.  Wir fordern die Leser unserer Seiten ausdrücklich dazu auf, sich an der weiteren Recherche zu beteiligen!  Es wäre eine famose Sache, könnte man anhand dieser Daten den Nachfahren eines Listenmitglieds in den USA ermitteln. Im Vergleich zur Ursprungsliste, Auswanderungsliste Eifelverein 1956, konnten bereits über 500 weitere (Stand: Feburar 2019) Personen ermittelt werden, die sich nicht auf dieser Liste befanden.  

2008 und 2009 konnten wir einen Kontakt mit amerikanischen Verwandten der Familien Rosch/Rösch und Nikolai herstellen. Die Familie Nikolai gab es zu dieser Zeit in Schönecken schon nicht mehr und die genealogischen Daten reichten nicht aus, eine Verbindung oder einen Verwandtschaftsnachweis/Grad zu den Familien Rosch in Schönecken und Oberhausen zu knüpfen.

Durch die Buchveröffentlichung "The John Zapp & Margaretha Hoffmann Legacy" von Gretchen Leisen (Minnesota) aus dem Jahre 1989, konnte das Schicksal des nach Amerika ausgewanderten Zweigs der Familie Zapp aus Schönecken nachvollzogen werden. Auch konnten wir mit der Autorin (eine Urenkelin des Auswanderers Johann Zapp) Kontakt aufnehmen.
Die Geschichten von Johann (ausgewandert 1854) und Michael Zapp (ausgewandert 1863) haben wir 2012 aus dem Englischen übersetzt, sie sind an anderer Stelle in unseren Seiten ausführlich beschrieben.

Weitere Auswanderer unserer Zielgruppe fanden wir in den Veröffentlichungen der Junggesellensodalität Schönecken, bei FamilySearch Org und Ancestry.com, Menschen von denen keine Emigrantionsakte existiert oder gefunden werden konnte.
2008 wurden uns durch die Westdeutsche Gesellschaft für Familienkunde (Trier) die Daten weiterer Auswanderer, der Orte Feuerscheid, Lasel, Nimshuscheid, Wawern und Pronsfeld zur Verfügung gestellt und im November 2009 wurde eine amtliche Liste der USA-Auswanderer aus dem ehem. Amt Schönecken von 1863-67 gefunden. In den Jahren 1845-47 wanderten Familien aus Balesfeld und Schönecken/Wetteldorf nach Algier (Algerien) aus. Über einige dieser Vorgänge gibt es Akten im Landesarchiv in Koblenz, wo wir demnächst recherchieren werden. Auch nach Luxemburg, Belgien, Frankreich und in die Schweiz wurde ausgewandert, was durch die uns vom WGF zur Verfügung gestellten Unterlagen und die Wehrdienstverweigerer/Déserteure Tabelle 1851-1901 belegt wird. Nach Brasilien konnten wir bisher keine Auswanderer aus den hiesigen Breiten ermitteln, es liegen aber einige amtliche Dokumente aus dem 19 Jhdt. vor, wo zunächst die Auswanderung beworben wurde, in späteren Jahren aber vor den unlauteren Methoden brasilianischer Auswanderungsagenten gewarnt wurde.
Zwischen 1851 und 1901 gab es erstaunlich viele Wehrdienstverweigerer (121) im Amtsbezirk Schönecken, diese flohen überwiegend in die USA aber auch ins benachbarte Ausland. Im Amt Schönecken désertierten desweiteren zwischen 1851 und 1891 18 Personen vom Militärdienst. Es ist erstaunlich das sich in den Jahren 1870/71 (deutsch-französischer Krieg) weder Wehrdienstverweigerer (Réfractaire) noch Déserteure in den Tabellen befinden.
In diesen beiden Jahren fanden auch keine Auswanderungen nach Übersee statt.
In den Jahren 2011 und 2019 konnten die bestehenden Listen mit den Josef Mergen Dateien abgeglichen werden, die uns durch Herrn Kappes aus Bernkastel-Andel  und Herrn Gaspers aus Sinzig zur Verfügung gestellt wurden. Hierbei ergaben sich erneut weitere Treffer.

Verbindungen in die alte Heimat
Bis zum Ausbruch des 1. Weltkriegs standen noch viele Familien miteinander in Briefkontakt, ab und an besuchten einige die alte Heimat.
In Amerika hielten sich in den ersten Jahrzehnten der Auswanderungswelle bis etwa 1917 deutsche Einwanderer meistens in einem ausschließlich deutschen Kulturkreis auf, die Kinder gingen in deutschsprachige Schulen, Zeitungen erschienen nur in Deutsch. Die meisten Auswanderer deutschen Ursprungs ließen sich in Illinois, Michigan, Minnesota, New Jersey, Pennsylvania, und Wisconsin nieder, aber auch nach Texas verschlug es eine große Zahl an Personen. Mit dem Eintritt der USA in den 1. Weltkrieg 1917 verbot der amerikanische Staat deutsche Schulen und deutschsprachige Zeitungen in seinem Hoheitsgebiet, die englische Sprache wurde zur Pflicht. Das führte natürlich dazu, dass die zweite, dritte oder vierte Generation von Auswanderern die deutsche Sprache nicht mehr beherrschte und der Kontakt zur Verwandtschaft in die alte Heimat zwangsläufig abriss, da dort bis in die 1950er Jahre kaum Englisch gesprochen wurde. Einige Kontakte hielten aber trotzdem bis in die 1950er Jahre, über den Besuch von Georg Zimmer in der alten Heimat wird an anderer Stelle unserer Geschichtsseiten ausführlich berichtet. Heute sind uns nur zwei Familien aus Schönecken bekannt, die noch Kontakt zu ihren Verwandten in Minnesota und Michigan haben.
Links: Noch 1916 erhielt die Familie Oktav die Todesanzeige der Magdalena Gores aus Übersee.
Bis zur Ausreise nach Amerika lebte die Familie Gores in einem der alten Burgmannenhäuser in der Von-Hersel-Straße, das etwa 1955 abgerissen wurde (auf dem Gelände von Haus Gores in der Von-Hersel-Str. 18 befindet sich heute ein in den 1960/70er Jahren neu errichtetes Haus).
1868 verließen Magdalena Gores (geb. Nikolai*), ihr Mann Martin, fünf Kinder und Hubert Nikolai (vermutlich ihr Bruder) Schönecken, um sich in "New Trier" im Dakota County in Minnesota niederzulassen. Teile der Familie Gores waren bereits 1854 nach Minnesota ausgewandert, weitere Mitglieder der Familie Nikolai gingen 1889 nach Chicago. Beide Familiennamen existieren heute immer noch in Minnesota, in Schönecken gibt es sie nicht mehr.
* Die schreibweise von Familiennamen konnte je nach Behörde und Land unterschiedlich ausfallen. Der Familienname "Nikolai" wurde von deutschen Behörden öfters auch als "Nickolai oder Nicolai" niedergeschrieben und von amerikanischen Behörden mitunter als "Nicholai" vermerkt.

Vergrößern

Zeitungsausschnitt der "New Yorker Staats-Zeitung und Herold" vom 9. Mai 1936, die Ankunft des Luftschiffes Hindenburg (LZ129) in Lakehurst steht kurz bevor. Am 7. Mai 1937 sollte es an gleicher Stelle zur Katastrophe kommen. Da sich die Zeitungen im Nachlass der Familie Oktav befinden, ist auch hier zu vermuten, dass es noch transatlantische Beziehungen mit ehemaligen Schöneckern, vermutlich in New York oder New Jersey lebend, gegeben hat.
Auch die Schönecker Familie Wallerius muss noch 1953 Kontakt zu ihren Verwandten in Haledon (New Jersey) gehabt haben.

Wie war der Verstorbene (*1872) mit dem 1921 nach Haledon ausgewanderten Willhelm Wallerius (*1900) verwandt?
Vater, Onkel, oder Bruder?
Auch Franz und Susanne (geb. Kruft)  Wallerius lebten in Haledon, Auswanderungsdatum und Geburtsdaten sind unbekannt.

Vielleicht kann Familie Wallerius zur Aufklärung beitragen.

Anregung für eigene Nachforschungen:
In den Webseiten von Castle Garden haben wir die Ortschaften des Eifelkreises Bitburg-Prüm oberflächlich durchsucht und kamen dabei auf etwa 480 eindeutige Treffer. Ortsnamen, die in Deutschland mehrfach vorkommen wurden dabei nicht berücksichtigt. Da alleine im ehemaligen Amt Schönecken weit über 500 Personen auswanderten, wird die tatsächliche Zahl für der Eifelkreis jenseits von Zehntausend Auswanderern liegen.
Zum Öffnen der ersten Datei ist der Acrobat Reader erforderlich!
Quellen:
1. "Führer durch Geschichte und Natur von Schönecken-Wetteldorf", Eifelverein, ca. 1956.
2. ergänzt 2006-2011 durch Castle Garden und Ellis Island Emigrations Datenbanken.
3. ergänzt 2006  durch die Veröffentlichung der Jungesellensodalität zur Vereinsgeschichte "Unter dem Namen Eierfest bekannt", neugefaßte Auflage von Gernot Ludwig und Michael Schmitz, erschienen im April 1992,  Satz und Druck: Druckerei Wagner, Trier.
4. ergänzt durch Angaben Anton Kammerschen, Im Brühl, Schönecken.
5. ergänzt durch US amerikanische Webseite der Familien Irsfeld/Engeln
(http://members.aol.com/Sallia/Engeln-Irsfeld.html - existiert nicht mehr).
6. Privatarchiv Nikolaus Arenth, Schönecken.
7. Heimatkalender Bitburg-Prüm 1991, S. 212.
8. ergänzt durch http://www.theshipslist.com.
9. ergänzt 2007 durch FamilySearch.org.
10. ergänzt durch Landesarchiv Rheinland-Pfalz, Koblenz.
11. ergänzt 2008 durch Ancestry.com.
12. ergänzt 2008 durch: Omega Version 5 Revision 448.050328/AGS Ortsfamilienbuch Karteikasten: Auswanderer Region Trier-Saarbrücken römisch-katholisch (wenn nicht anders angegeben) Zeitpunkt der Erstellung: 06.11.2008 Karl G. Oehms, Trier
13. ergänzt 2008-2011 durch http://www.stevemorse.org
14. ergänzt 2009-2011 durch Jay Wright, WI, USA
15. ergänzt 2009 durch Debbies Genealogy Library
16. 2009 ergänzt durch amtliche Auswanderungsliste 1863-1867
17. 2010 ergänzt durch Akten Altes Amt Schönecken
18. 2010 ergänzt durch Fam.Wißkirchen, Daun
19. 2007-2010 ergänzt durch Webseite von Thomas A. Pick, OR, USA (kath. Heirats- und Geburtsregister)
21. 2010 ergänzt durch feldsteinfamily.org (Hanf/Keils)
22. 2010 ergänzt durch Liste der Réfractaire/Déserteure 1850-1901
23. 2011, 2014, 2015 und 2018 -  ergänzt durch Norbert Kappes, Andel (Josef Mergen Dateien & FamilySearchOrg und U.S. Militärarchive)
24. 2012 ergänzt durch Buch "The John Zapp & Margaretha Hoffmann Legacy" by Gretchen Leisen 1989
25. 2013 ergänzt durch Unterlagen der Familie Oktav, ehemals Schönecken.
26. 2015 ergänzt durch U.S. Census von 1910
27. 2015 ergänzt durch Melissa Watros, Michigan, U.S.A.
28. 2015 ergänzt durch Klaus Gaspers, Sinzig (Family Search Org)
29. 2019 ergänzt durch Klaus Gaspers, Sinzig (Josef Mergen Dateien)
30. 2020 ergänzt durch Klaus Gaspers, Sinzig
31. 2020 ergänzt durch Thomas Oberbillig, Wittlich
32. 2022 ergänzt durch Angela Hamann, Hamburg