Erster Weltkrieg 1917:  Brief aus der Heimat ins Hospital in schwerer Zeit
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Post aus der Heimat nach Königsberg in Preußen

Festungshilfslazarett V Abt. Barmherzigkeit

Schönecken, den 13. Februar 1917

Lieber Fritz!
Aus Deinen Karten und Briefen ersehen wir das es Dir noch immer gut geht, was auch bei uns der Fall ist. Am 1. Februar hatten wir Dir ein Brötchen abgeschickt. Hast Du dasselbe noch nicht erhalten? Gestern haben wir Dir ein Paket abgeschickt, etwas vom Schlachten. Es war etwas gebratenes Rind- und Schweinefleisch, eine Blut- und Leberwurst, etwas Butter und ein paar Apfelsinen drin. Schreibe uns gleich wenn Du es erhälst und ob noch Alles drin war. Gestern sind die zwanzig Mark zurückgekommen, die wir Dir ins Feld geschickt hatten. Haben sie gleich an Deine Adresse in Königsberg abgeschickt. Auch haben wir Dir die Zeitung nach Königsberg bestellt. Die zehn Mark hatten wir gleich an Kamerad

Nagelschmidt abgeschickt, hoffentlich hat er die bekommen. Gestern erhielten wir auch eine Karte von unserem Hanni dass er eine Karte von Dir erhalten hätte, er hätte sich riesig darüber gefreut. Der arme Kerl hat auch arg Heimweh. Er war immer so gut zu Haus gewöhnt. Unser Joseph hat jetzt ein ganzer Monat nicht mehr geschrieben, hast Du auch noch nichts erhalten? Jetzt muss unser Nikla auch noch am Donnerstag gehen, hoffentlich kommt er wieder. Gestern hat er ein Rind nach Prüm gebracht, es wog 855 Pfund zahlbar. Wir bekamen für den Zentner 105 Mark. Am Dienstag haben wir die Sau und das Rind geschlachtet. Wir haben sie nicht gewogen. Ich hatte die Sau 220 Pfund und das Rind 400 Pfund Lebendgewicht angegeben die haben sie ja gewogen. Die Hauptsache dass wir zwei gute Bütten voll im Keller haben. Seit gestern hat die Kälte

etwas nachgelassen. Es ist auch gut es war auch fast nicht mehr zum aushalten. Jetzt klagen überall die Leute die Kartoffeln seien ihnen erfroren. Es ist ein Glück, dass wir noch tüchtig Bohnen haben, das ist ein guter Strecker für die Kartoffeln. Auch wird jetzt zweimal die Woche abends Haferbrei gemacht. Klara war auch wieder acht Tage hier, ist heute Morgen wieder fort. Hat noch mal gefasst von Allem. In der Stadt ist es aber jetzt sehr schlecht, dort bekommen sie jetzt pro Person die Woche eineinhalb Pfund Kartoffeln, die letzten vierzehn Tage im Februar keine, nur Rüben. Hätten die oberen Zehntausend mal das Essen da ging der Krieg zu Ende. Hoffentlich ist der Friede nicht mehr fern, denn unsere U.Boote arbeiten ja schön. Kamerad Schwarz hat auch wieder geschrieben, lässt Dich vielmals herzlich grüßen. Den armen Gefangenen dauert der Krieg auch viel zu lang. Peterchen von Deutz ist auch wieder hier. Die Schule ist nämlich bis zum 20. Februar wegen

Kohlenmangel geschlossen. Er kam abends wie aus den Wolken gefallen. Am Freitag war der Fuchs auch ausgebrochen. An der Türe hatte er den Draht kaputt gemacht. Auf Schneiders Ami seiner Scheune haben sie ihn wieder eingefangen. Frau Ewen aus der Unterstraße ist auch schlecht, ist schon mit den hl. Sterbesakramenten versehen. Das ist auch eine schlimme Lage für die arme Frau und Peter im Feld und der arme Konrad. Da müssen wir noch zufrieden sein, Ronde haben auch jetzt drei Wochen ein Schild an der Türe, wegen Biermangel geschlossen. Häns ist auch noch immer krank es geht langsam mit ihm zurück. Er hat eine Zehrung. Der Lorent war auch noch gestern Abend hier, Jejäsch Michel ist auch noch hier. Sei herzlich gegrüßt und geküsst von uns allen, besonders von Deiner Schwester Maria. Frieda ist auch noch munter, lässt Dich vielmals grüßen. Auch Gruß von Klassen Schuster und Pitter.

 

Entziffert von Nikolaus Arenth, Schönecken im Dezember  2015.

 

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