Geologische Übersicht und Fossilien in der Prümer Kalkmulde
Die starren Dolomitwände, welche die Umgebung von Schönecken so interessant gestalten, sind in grauer Vorzeit in den stillen Tiefen des Weltmeeres entstanden.  Die im Dolomit noch erkennbaren Tierreste bestehen größtenteils aus Korallen; wir haben also ein uraltes Korallenriff vor uns, dessen steile Abhänge uns noch jetzt den gewaltigen Aufbau verraten.  Nach dem Abfluss des Meeres ragte das Gebirge hoch über seine Umgebung empor. Durch die ständige Erosion ist es jedoch im Laufe der Zeiten abgetragen worden, so dass jetzt nur noch der Rumpf desselben sichtbar ist. Wie erblicken hier die Reste eines alten Massengebirges, das in den langen Zeiträumen fast ganz unbewegt geblieben ist, sehr im Gegensatz zu den Kettengebirgen, deren Bewegungen bis in die jüngere Hälfte der Tertiärzeit angedauert haben.  Zu den Resten der Massengebirge gehören in unserer näheren

Röhrenkoralle aus Rommersheim

Röhrenkoralle - gefunden in der Prümer Kalkmulde bei Rommersheim

Röhrenkoralle - gefunden in Schönecken "Burbischs Lach"

Röhrenkoralle - gefunden am Gewässerpfad
"Burbischs Lach" in Schönecken

Umgebung das Zentralplateau und die Vogesen in Frankreich, der Schwarzwald, der Thüringer Wald und das Rheinische Schiefergebirge, während wir zu den Kettengebirgen rechnen: die Pyrenäen, die Alpen, die Apeninnen, die Karpathen usw.
Schon beim ersten Anblick präsentiert sich das Kettengebirge durch seine schroffen Gipfelformen, das Massengebirge dagegen bleibt niedriger, hat sanfte Abdachung und gerundete Gipfel.  Das Massengebirge ist ein altes Hochgebirge, dessen Ketten zerstört, abgeflacht und teilweise eingeebnet worden sind.  Eine außerordentlich große Insel alten Gebirges tritt uns bei dem "Rheinischen Schiefergebirge" entgegen, welches bei Mainz beginnt und sich von dort zu beiden Seiten des Rheins bis unterhalb Düsseldorf ausdehnt, den Strom bald in ziemlicher Entfernung begleitend, bald sich an ihn herandrängt und von ihm in den malerischen Felsengen des Binger Lochs durchbrochen wird.   Auf der linken Rheinseite gehören dazu der Hunsrück, Soonwald, Idarwald, die Eifel, das Hohe Venn und die Ardennen, rechts des Rheines reihen sich an Taunus, Westerwald, das Siegerland, Sauerland und das westfälische Steinkohlenrevier.Die ältesten Gesteine, welche im Schwarzwald, sowie in den Vogesen in erster Linie hervortreten,
spielen im Rheinischen Schiefergebirge nur eine unbedeutende Rolle, sie sind auf einige Aufbrüche in den Ardennen, in dem Hohen Venn usw. beschränkt; auch die ältesten paläzoischen Formationen, Cambrium und Silur, sind nur sehr wenig am Aufbau beteiligt; dagegen nimmt das Devon außerordentlich große Räume ein und ist speziell für die hiesige Gegend von großem Interesse.  Die devonische Formation hat ihren Namen von der Grafschaft Devonshire in England erhalten, wo Marchison die marinen Ablagerungen dieser Periode untersuchte. Obwohl die Entwicklung der dortigen Formation sehr dürftig ist,hat sie doch den Namen "Rheinisches Schiefergebirge" verdrängt.  In der devonischen Zeit überwog noch das Meer, sämtliche Ablagerungen gehören diesem an, selbstständige Land- und

Handgeschliffene Koralle in Dolomit aus der Prümer Kalkmulde - ein seltenes Stück

Handgeschliffene Koralle in Dolomit - ein seltenes Stück

Süßwasserschichten sind noch nicht vorhanden. Im Gegensatz zu Silur treten Absätze aus tieferem und seichterem Meer schon in größerem Maßstab hervor.  Korallenreiche Riffbildungen, welche neben Stern- und Röhrenkorallen auch Reste von Crinoiden, Brachiopoden, Triboliten usw. führen, lassen sich in der nähreren Umgebung in ausgezeichneter Weise erkennen; sie stellen die Absätze aus seichteren Meergewässern dar.  Jedoch auch die Region der offenen See mit größeren Meerestiefen hat hier bestanden, dort suchen wir die Heimat der devonischen Pteroboden und Cephalopoden.  Die devonische Formation wird weiterhin in drei engere Schichtengruppen abgegliedert, alle diese Gruppen lassen sich in unserem Gebiet sicher verfolgen.
Schönecken hat den großen Vorzug, dass es sich mitten in der größten Kalkmulde der Eifel mit 20 km Länge und 10 km Breite befindet.  Diese Mulde ist die vollständigste der Eifel; als geschlossener Kranz umgibt sie das Unterdevon, welches, ca. 600 m hoch, den Dolomit noch um 50 m überragt.  Den innersten und tiefsten Teil der Mulde nimmt das Oberdevon ein, es ist im Dolomit eingebettet und zieht sich von Wallersheim über Büdesheim bis nach Oos hin.  Das Oberdevon besteht aus wechselnden Lagern von Schiefer und Kalksteinen; die weichen Schiefer enthalten massenhaft Goniatiten; dadurch ist die Fundstelle bei Büdesheim in der ganzen Welt bekannt geworden, und sie hat sämtliche Museen des In- und Auslandes reichlich mit Material versehen, ohne das von einer Erschöpfung geredet werden kann.  Das Oberdevon hat sich nur noch in der Prümer Kalkmulde erhalten, sonst ist es überall in der Eifel verschwunden.  Zu dem Mitteldevon rechnet man als oberstes Glied dem Stringocephalendolomit (genannt nach dem Leitfossil Stringocephalus Bartini), der sich überall basteiförmig aus der Mulde erhebt.  Sein Gesteincharakter war die Veranlassung, dass er der Verwitterung so entschieden Trotz geboten hat; ganz im Gegensatz dazu verhält sich der Calceolamergel (genannt nach seinem Leitfossil Calceola sandalina), der den Dolomit wie einen Festungsgraben umgibt.  Sein weicher Steincharakter bedingte es, dass die Verwitterung hier unbehindert die Schichten aushöhlen konnte.  Während der Stringocephalendolomit arm an Versteinerungen ist, bietet der Calceolamergel für den eifrigen Sucher ein unerschöpfliche Fundgrube der interessantesten und seltensten Versteinerungen, Korallen, Crinoiden und marine Mollusken haben einst diese Gegend bevölkert, und während die Fundstellen, an denen heute der Sammler emsig sucht, im Herzen eines Kontinents liegen, inmitten von Hecken und Wäldern, umgeben von Gehöften und Straßen, den Wahrzeichen einer vielhundertjährigen, segensreichen Kulturarbeit, erzählt das Gestein von einem längst vergangenem Ozean, der einst das Land überflutet hat.  Dieser Mergel hat in unserem Gebiet eine sehr große Verbreitung, er beginnt oberhalb Schwirzheim, von dort zieht er sich über Gondelsheim, Rommersheim, Giesdorf, Winringen, Dingdorf, Wetteldorf, Seiwerath bis Jakobsknopp.  Die meisten Leser würden den Mergel wegen seiner weichen, erdigen Beschaffenheit wohl kaum als Gestein bezeichnen.  Und doch zählt er dazu und ist durch alle möglichen Übergänge verbunden einerseits mit dem harten Kalkstein, andererseits mit dem allgemein bekannten weichen, knetbaren Ton. Man kann den Mergel definieren als ein Gemenge von feinverteilten Kalksteinteilchen und Ton.  Im Gegensatz dazu bezeichnet man den Dolomit als einen Kalkstein, dem zu dem kohlensauren Kalk noch kohlensaure Magnesia beigemischt ist.   Sicher unterscheidet man den Dolomit von Kalkstein dadurch, dass jener, mit verdünnter Salzsäure betupft, nicht aufbraust wie der Kalkstein.  Es ist nun klar, dass Gesteine von so verschiedener Beschaffenheit, wie die geschilderten, auch in verschiedenem Grade verwittern; so wird ein weicher Mergel natürlich rascher verwittern als ein harter und dichter Dolomit.  Im Frühjahr, wenn der Schnee schmilzt und die Bäche brausend und tosend talabwärts stürzen, werden sie naturgemäß vom Mergel mehr mit fortschwemmen als vom Dolomit.  Diese Vorgänge erklären einerseits die oben geschilderte Muldenbildung, andererseits bewirken sie, dass dadurch Schönecken am Ausgangspunkt des Dolomits seine malerisch schöne Lage erhalten hat.  Der Nimsdurchbruch hat dieses Wunder bewirkt.  Die Nims erhält ihren Wasserreichtum aus dem Calceolamergel, während der Dolomit wasserarm ist.  Die Durchbruchsschluchten durch letzteren sind nur infolge Tiefenerosion enstanden; diesen Charakter haben sie erhalten durch die Erniedrigung des abgetragenen Oberlaufgebietes.  Das Nimstal hat somit eine viel ältere Vergangenheit als die heutige Oberfläche es vermuten lässt.   Zuvor wurde bereits erwähnt, dass die Kalkmulde vom Unterdevon kranzförmig umgeben ist, diese Schichten bilden den jüngsten Teil des Unterdevon, die sogenannten oberen Koblenz-Grauwacken.
Letztere bergen eine reiche Fauna, allerdings ist diese nur in Steinkernen und Abdrücken erhalten.  Die Tiere, welche in diesen Schichten gelebt haben, zeigen ganz den Charakter des Lebens in einem seichteren Meer.  Die oberen Koblenz-Grauwacken ziehen sich von Daleiden (in der Literatur als ausgezeichnete Fundstelle für Versteinerungen bekannt), Waxweiler, Lascheid, Lasel, Seiwerath nach Jakobsknopp hin.   In den Steinbrüchen oberhalb Wetteldorf sind diese Schichten gut aufgeschlossen und enthalten dort in großen Platten zahlreiche Versteinerungen.  1938 wurde hier zudem ein geologischer Richschnitt angelegt der in diesen Seiten unter "Richtschnitt - Wetteldorf" ausführlich beschrieben wird.
Von jüngeren Formationen haben wir von dem Triassystem nur noch den Buntsandstein zu erwähnen.  Derselbe beginnt hier stets mit groben roten Konglomeraten, das Material dazu hat er der devonischen Unterlage entnommen.  In der hiesigen Gegend sind nur noch Reste von Sandstein vorhanden, so bei Lasel am Euelsberg und oberhalb Seiwerath, die lange andauernde Denudation und Erosion hat ihn arg mitgenommen.   Früher hatte der Sandstein eine bedeutend größere Ausdehnung, die jetzt getrennten Schollen zwischen Kyllburg und Kall hingen
Blick vom Hardtkopf - Richtung Rommersheim/Fleringen/Schwirzheim natürlich einst zusammen. Ist man mit den Gesetzen der Geologie etwas vertraut, so wird dadurch keineswegs der Sinn für die Schönheit oder für die gewaltige Großartigkeit einer Landschaft beeinträchtigt, sondern im Gegenteil der Genuss daran erhöht sich noch.  Man ist imstande die markantesten Formen mit einem Blick richtig zu erfassen, die Unterordnung  der übrigen Teile richtig zu erkennen und dadurch den Eindruck in der Erinnerung leichter festzuhalten. Um uns dieses zu vergegenwärtigen, besteigen wir den Gipfel des
Hardtkopfes (Oberlauch), von seinem Gipfel können wir das eben geschilderte vollständig überschauen.
Die ganze große Mulde liegt vollständig zu unseren Füßen.  Schweift alsdann unser Blick in die weite Ferne, so sehen wir die erloschenen Vulkane der Eifel emporragen, die in der jüngeren Tertiärzeit ihr Material in die Luft schleuderten.   Nach neuen Ansichten sind diese durch einmalig Explosionen enstanden, die dafür aber ganz gewaltiger Art gewesen sein müssen.  Wenn dabei auch sehr große Mengen
Blick vom Hardtkopf - Richtung Schönecker Schweiz/Wallersheim
Blick vom Hardtkopf - Richtung Wetteldorf/Irsfelder Hof/Seiwerath Material in die Luft gesprengt wurden, so mussten diese sich doch über ein ziemlich weites Areal verteilen.  Darum konnten sich auch keine Aschenkegel auftürmen wie bei den ständig tätigen Vulkanen.  Es bildetet sich infolgedessen nur ein Ringwall, der teils von der Gewalt der Explosion selbst aufgeworfen wurde, teils aus den Auswurfprodukten bestand.  Das Kraterloch schloss sich, und späterhin konnten sich die atmosphärischen Wasser zu friedlichen Seen vereinigen, als die  wir die Maare der Eifel heute bewundern.