Kalköfen und Kalkbrennen
Geschichte und Gegenwart
Kalköfen gab es fast überall in der Prüm Kalkmulde, ob in Fleringen, Wallersheim, Schönecken, Rommersheim oder vielen anderen Orten. Allein in Fleringen waren es 1856 noch 9. Über viele Jahre vergessen, verfielen diese Öfen, auch die Tradition geriet in Vergessenheit. 1985 wurde durch den Geschichtsverein "Prümer Land" in Rommersheim der alte Brauch wiederbelebt und ein alter Kalkofen reaktiviert.  Nun wird unregelmäßig, im Abstand von einigen Jahren in Rommersheim ein Kalkbrand durchgeführt. 

Kalkofen bei Rommersheim

Von Oben

Der Kalk findet rasenden Absatz und aus dieser Produktion kann der hiesige Bedarf nicht mehr gestillt werden. Der Kalkofen befindet sich linkerhand auf der Straße nach Fleringen, ca. 500 mr hinter dem Ortsausgang.  Glauben wir den Überlieferungen, hat es die "gute alte Zeit" nie gegeben, die Menschen in der Westeifel hatten nur ein Problem: Wie konnten sie satt werden? Darum war, bis in die Nachkriegszeit hinein, das Kalkbrennen ein wichtiger und lebensnotwendiger Nebenerwerb für die Menschen im Bereich der Kalkmulde. 
Schon die römischen Besatzer verbreiteten ihr genaues Wissen über die Kalkgewinnung an die "hiesigen Germanen" die dann diese Methode jahrhundertelang nutzten.
Das Kalkbrennen versorgte die Menschen über viele Generationen mit dem damals bedeutendsten Baustoff.  Zum Mauern, als Mörtelgemisch, versetzt mit Sand und Wasser, oder mit Wasser aufgerührt um Fassaden oder Räume zu streichen (kalken). Ein noch heute "alternativer Baustoff".  Allerdings im frischen Zustand sehr gefährlich und ätzend für Haut und Augen.
Ein weiterer positiver Nebeneffekt war auch die Beschäftigung von Menschen in Steinbrüchen. Denn Kalksteine gibt und gab es wahrlich genug in dieser Region.
An einigen Stellen im Bereich der Kalkmulde sind noch Überreste dieser Öfen zu finden, z.B. im Altburgtal bei Schönecken oder südwestlich von Fleringen - Richtung Schönecker Schweiz.

 

Schilderung von Johannes Busch, geb. 1854 über die Kalkbrennereien in Schönecken
In früher Zeit war die Kalkbrennerei ein bedeutender Erwerbszweig in Schönecken, der zugleich den Ort weit und breit bekannt machte. Im Westen kamen Kalkliebhaber sogar von St. Vith nach hier, und nach Osten reichte die Kundschaft weit über die Kyll. Zum Tausch wurden vielfach Schanzen mitgebracht, die beim Kalkbrennen verbraucht wurden. Oben auf dem Ratenberg, wo die Straße nach Pronsfeld - St. Vith den Blick nach Giesdorf - Rommersheim freigibt, war die Stätte der Kalköfen.Mehrere Schönecker Familien hatten dort je 4-8 Öfen. So zählte man Öfen der Familie Arenth, der Familien Manderscheid, Wellenstein und schließlich noch Öfen der Prümer Familie Spoo. Beim Aufstieg der Oberlaucher-Pronsfelder Straße liegt ein weiterer Ofen, Hühnerbach genannt, der der Familie Schwickerath gehörte. Außerdem lagen noch zwei Öfen beim Eingang zur Schweiz, wo rechts der große Steinbruch lag, die ebenfalls der Familie Arenth gehörten. Auf dem Ratenberg lagen um die Hauptbrennöfen, die den Kalk zum Verkauf brannten, eine Reihe kleiner Öfen, die den Landwirten von Oberlauch und Ellwerath gehörten. Zu jedem Kalkofen gehörte ein Gebäude zum Unterstellen von Vieh, das sich nach den großen Entfernungen der Kundschaft dort ruhen konnte. Außerdem war die Wohnung des Kalkbrenners noch dort, die von diesem im Frühjahr mit Familie bezogen wurde und erst im Spätherbst, wenn das Brennen eingestellt wurde, wieder verlassen wurde. Im selben Hause war Gelegenheit für die Kundschaft Kaffee oder wie man hörte auch verbotenerweise den Schönecker Kornbranntwein zu haben. Der gebrannte Kalk wurde in der Hauptsache zum Düngen der Felder benutzt, neben dem Zweck zum Bauen. Als nun in den 90er Jahren (1890er) Thomasschlacke als Ersatz auftrat, war das Schicksal der Kalkbrennereien besiegelt und bald lagen die schönen Öfen brach und der sonst von Frühjahr bis Herbst so stark belebte Ratenberg wurde einsam und verlassen. Die Öfen sind inzwischen bis auf wenige Reste zusammengefallen oder ganz verdeckt. Nur selten wird noch einmal ein Ofen zum eigenen Gebrauch wieder benutzt. Von den Wirtschafts- und Unterstellräumen sind noch zwei erhalten, von denen das eine notdürftig wieder zum Wohnen mit fleißigen Händen eingerichtet, das andere, ein Unterstellraum für das weidende Vieh geworden ist.
Schilderung von Nik. Arenth, Schönecken 1995
Wenn man in Richtung Oberlauch geht, stößt man bei der ersten Anhöhe links der Straße (heute Steinbruch Fa. Kohl) auf Spuren einer längst vergangenen Epoche, die bis ins 18te Jahrhundert zurück reicht: das Kalkbrennen. Hier standen in jener Zeit bis ins 19te Jahrhundert ca. 40 Öfen zum Brennen von Kalkstein zu Kalk. Die Öfen waren im Besitz von meinem Ur- bzw. Großvater, beide Nikolaus Arenth, und wurden auch von diesen betrieben. Das Material zum Brennen von Kalk, den Kalkstein, fand man an Ort und Stelle, und er wurde dort gebrochen. Zur Befeuerung der Kalköfen verwendete man Schanzen (zusammengebundenes Reisig) von Hecken aus den umliegenden Wäldern. Um einen Ofen Kalk zu brennen, benötigte man 4500-5000 Stück Schanzen. Einige der Kalkbrenner wohnten im Winter in der Nähe der Kalköfen. Dort standen Häuser mit Brunnen und Backöfen sowie ein Stall für das Vieh (Kuh oder Ziege). Ein Schönecker Bürger (Woascht Theanchen) Anton Kammerschen 1857 geb., hat mir noch viel aus dieser "guten alten Zeit" erzählt, die er selbst mitgelebt hat (1944 gest.). Das damals hergestellte wertvolle Produkt, der Kalk, fand seine Verwendung zum Bauen von Häusern, Ställen und Scheunen, zur Herstellung von Innen- und Außenputz, beim Anstrich von Gebäuden und zur Düngung der Felder. Der Kalk wurde bis nach St.Vith (Belgien) mit Ochsen- und Pferdefuhrwerken transportiert und war eine begehrte "Handelsware". Nach dem Krieg 1945 wurde nochmal 1 Ofen in Betrieb genommen, um nach der großen Kriegszerstörung nochmal an Baumaterial zu gelangen.

Schönecken, im Januar 1995 Nikolaus Arenth

Quellen:
1) Heimatkalender Bitburg-Prüm 1991 & 1992
2) "Führer durch Geschichte und Natur von Schönecken-Wetteldorf", Eifelverein, ca. 1956
3) Nik. Arenth, Schönecken