Dezember 2008 - Weihnachtskrippen im Wandel der Zeit
Aus dem Buch von Joachim Schröder "Immerwährender Eifeler Bauern- und Heimatkalender" von 2008.
Die Weihnachtskrippe mit handgeschnitzten Holzfiguren stammt von Manfred Heinen aus Burbach und befindet sich zur Zeit in der Ausstellung im Alten Amt.
Die Krippe, in die vor gut zweitausend Jahren Maria ihren Sohn legte, wie es das Neue Testament überliefert, hat zu allen Zeiten die Christen angeregt, das Geschehen von Bethlehem auch plastisch-figürlich zu veranschaulichen. Es war wohl die tiefe Sehnsucht der Gläubigen, auf diese Weise dem Heilsereignis auch räumlich nah zu sein. Urkundlich bezeugt wird die erste Krippendarstellung im 13. Jahrhundert im Salzburger Land. Zunächst hielten die Krippen Einzug in die Kirchen und Klöster,
ehe sie im 17. Jahrhundert in die Familien gelangten. Seitdem haben sie ihren festen Platz in der "guten Stube", wie die Eifeler sagen. Krippe und Weihnachtsbaum bilden heute zumeist eine Einheit, um die sich die Familienmitglieder am Heiligabend versammeln. Im Laufe der Jahrhunderte entwickelten sich traditionelle Personen- oder auch Figurenkrippen, in deren Mittelpunkt das Christuskind, Maria und Josef standen. Als Umgebung dient zumeist ein Stall in derjeweiligen Form und Beschaffenheit der Region. Es konnte aber auch eine Scheune sein, eine Mauernische
oder gar eine Felshöhle. Da die kleine Gestalt des Jesuskindes unter allzu viel Beiwerk oft verschwunden wäre, hob man sie gewöhnlich durch helle Kleidung, einen Heiligenschein oder einen Stern hervor. An der Seite der Krippe kniete die Mutter. Diese Demutshaltung Marias wurde seit jeher bei allen volkstümlichen Krippen beibehalten. Als bevorzugtes Gewand diente ihr ein meist blaues Umschlagtuch oder ein Umhängemantel. Die Person des Josef, meist mit grauem Bart dargestellt, steht in gebührendem,
respektvollem Abstand mit Wanderstab und Laterne auf der anderen Seite des Kindes. Interessant und sehr vielfältig ist das "Ambiente" der Krippe. Natürlich spielen die tierischen Bewohner des Stalles eine herausragende Rolle. Dies hat sehr viel mit dem Volksglauben zu tun, dass die Tiere (besonders ausgeprägt in der Eifel) als Freunde und Helfer des Menschen auftreten und ihnen als Nahrungsgrundlage dienen. Das Schaf bietet darüber hinaus wärmende Wolle und Milch. In den Tierdarstellungen assoziiert man beim Schaf zudem Attribute wie "liebevoll", "genügsam" und "folgsam". Ochs und Esel gelten ebenso als Helfer, die Eier legenden Hühner symbolhaft als Lebensspender. Im Volksglauben der Eifeler reden die Tiere in der Heiligen Nacht sogar miteinander über die Geburt des Erlösers. Als Dank für die geleistete Arbeit erhalten sie an Weihnachten besondere "Gaben" wie Getreide und Rüben. Eine zweite wichtige Figurengruppe der Krippe ist die Hirtenschar. Sie, die nach dem Evangelium "eilend herbeikamen, um das Wunder zu schauen", werden häufig als anbetende Gruppe dargestellt. Es handelt sich um Männer in Pelzen und Mänteln mit langen Hirtenstäben und häufig einer Proviantumhängetasche an der Seite, die ehrfurchtsvoll niederknien. Vielfach sind sie die erste Gruppe, die dem Christuskind in Form eines Lammes ihr bescheidenes Geschenk übergeben. Andere Versionen zeigen die Hirten in großem Abstand zum Stall, um, wie der Volksmund sagt, "das Kind nicht zu stören". Die Hunde halten sie pietätvoll im Hintergrund. Als weitere Krippengruppe kommen, allerdings erst später, die drei Weisen aus dem Morgenland hinzu. Bei ihnen konnte sich die Fantasie der Künstler oder Laienbildner ausleben: Der schwarze König wurde und wird meist in exotischer, farbenprächtiger Kleidung gezeigt; nicht minder kostbar gekleidet sind seine beiden Gefährten. Hinter ihnen reiht sich das ebenso fremdartig anzuschauende Gefolge, voll bepackt mit Geschenken. Als tierische Begleiter treten hier, zumindest in den großen Kirchenkrippen, Kamele und Elefanten hinzu. Auch das "Beiwerk" der Krippen ist je nach Region verschieden. In der Eitel dienen als "Grundstock" knorrige Waldwurzeln, Moos, Baumrinden, Lavasteine und Holzreste. In diese Landschaft eingebettet findet der Betrachter neben dem Stall ortstypische Elemente wie das Bauernhaus mit Hof, Tenne, Garten und Holzplatz. Auch der Misthaufen gehört dazu, ferner landwirtschaftliche Geräte wie Sense, Gabel, Axt, Egge oder Pflug. Die Eifeler Landschaftskrippe, besonders schön nachgestellt in der Kirche zu Lichtenborn, wird komplettiert durch Eifeler Gewächs aller Art. Neben Trockenblumen sind es vor allem Buchsbaum- und Wacholderzweige, die - wie das jährlich zu erneuernde Moos - der Krippe saftiges Grün vermitteln. Seltener treten bei den Darstellungen Mühlen und Wasserläufe hinzu; und wenn, dann gehört eine Brücke ebenso dazu wie Waldwege, Gebüsch und Höhlen.
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