Räuber und Gendarm in der Schönecker Schweiz
Auszug aus dem Artikel:  "Im langen Leben der Schönecker Schweiz nur ein winziger Augenblick"
von Maria Wibbelt, Aachen.
Die kleine nachstehende wahre Begebenheit liegt schon mehr als 80 Jahre zurück, zur Zeit des Geschehens von aufregender Wichtigkeit, in dem unfassbaren Alter der Schönecker Schweiz aber ist sie weniger als ein Augenblick.

Mein Vater war von 1914 - 1925 Gendarmeriebeamter im Prümer Land. Da gab es noch keine motorisierte Polizei mit Funkausrüstung, Schutzkleidung, Spürhunden und Gruppenarbeit. Der Beamte war im Dienst meist auf sich allein angewiesen. Für die großen, oft schwierigen Entfernungen in den gebirgigen Eifellandschaften stand ihm wohl ein Reitpferd zur Verfügung. Das gab ihm die notwendige Beweglichkeit.

Die Hohlley - eine Räuberhöhle?

Mein Vater war insgeheim sehr stolz, wenn sein Bezirk "verbrecherfrei" war. Eines Tages hörte er, dass sich ein gesuchter Schwerverbrecher in der Schönecker Schweiz versteckt halte. Mein Vater ritt hin, aber wie sollte er in dieser unterschlupfreichen Gegend den Gesuchten aufspüren und erst recht festnehmen? Mit Hilfe von Hinweisen besorgter Dörfler der Umgegend fand er das Versteck, eine schwer zugängliche Höhle. Diese konnte er aber nicht einfach betreten, denn der Übeltäter war bewaffnet und sehr gewalttätig.

Ein Pferd, eine Pistole, Handschellen und ruhiges Planen, das waren die Waffen eines Beamten. Mein Vater entschloss sich, den alten "Rauchtrick" anzuwenden. Streichhölzer hatte er bei sich.

Er band sein Pferd an einen Baum außerhalb der Sichtmöglichkeit des Gesuchten, erklomm den Hang und erreichte die Stelle über dem Höhleneingang. Er nahm trockene Zweige, zündete sie an und hielt das brennende Reisigbündel von oben her vor die Höhlenöffnung.

Der Rauch zog in die Höhle, und nach kurzer Zeit kam der Verbrecher hustend und prustend, die Hände vor die durch den beißenden Rauch schmerzenden Augen haltend, heraus. Nun konnte er gewaltlos festgenommen werden. Den Weg zum Prümer Gefängnis musste er neben dem Pferd und seinem Reiter zu Fuß zurücklegen.

Der alte "Rauchtrick" wurde schnell wieder bekannt, und so hatte die Schönecker Schweiz zu aller Freude ihre Ruhe wieder und blieb meist verbrecherfrei.

Quellen:
1) Kreiskalender Bitburg-Prüm 1997, S.104-105.