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Ein Mahnmal der Neuzeit bei Rommersheim |
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Warum steht
diese Brücke mitten im Naturschutzgebiet, fragt man sich? Es ist eine traurige
Geschichte mit glücklichem Ausgang, sie erzählt von einer geplanten Naturverschandelung
und einer geglückten Verschwendung von Steuergeldern. Anfang der Siebziger Jahre
war der Ausbau der E 42 durch den nördlichen Bereich der Schönecker Schweiz geplant.
Eine Trasse von Rommersheim bis Brühlborn wurde planiert, in diesem Bereich
befinden sich noch einige Brückentorsi. Das Projekt wurde zum Glück noch gestoppt, |
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hatte aber bis dato schon
Millionen von Steuergeldern verschlungen. Die abgebildete Brücke hat jedoch eine
besondere Geschichte: Sie regte die Bürger an, über den Sinn solcher Bauwerke
nachzudenken und animierte heimische Künstler dazu, sie mit einer Art
"Frühgraffiti" erstmals 1979 in mehreren Nachtschichten zu bemalen.
Damals ging diese Aktion noch heimlich und während der Dunkelheit von statten. Die
Brücke wurde von den Malern nach dem damaligen rheinland-pfälzischen Verkehrsminister
Heinrich |
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Holkenbrinck benannt.
"Holkenbrincks Offenbarungseid" war mit schwarzer Farbe groß über das Portal
gepinselt worden. Das hatte Folgen: behördlicherseits erging eine Anzeige gegen
Unbekannt und alle Grafittis und Beschriftungen wurden mit grauer Betonfarbe übermalt.
Der rührige verstorbene Karl-Heinz Schäfer, Lokalreporter vom Trierischen Volksfreund,
berichtete ausführlich im TV über die "ungeheuerlichen" Vorgänge, er hatte
großes Verständnis für die Künstler. Doch die aus der Umweltszene stammenden
Künstler schreckte |
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weder Anzeige noch
Betonfarbe. Im Sommer 1981 traf man sich erneut um das Bauwerk tagsüber zu bemalen.
Eine ganz offizielle Aktion, die von der Rommersheimer Bevölkerung sehr freundlich
aufgenommen wurde. Jedenfalls leerten Rommersheimer Bürger mit den Künstlern
etliche Flaschen Bier in geselliger Runde. Die
Bemalungen von 1981 wurden nicht mehr entfernt, wie sie den im Jahre 2003 aufgenommenen
Bildern entnehmen können. |
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Zwischenzeitlich wurde das Kunstwerk mehrfach durch andere Künstler
modifiziert, zuletzt 2017 noch einmal durch einen der Aktivisten von
1979/81 (der TV berichtete darüber im Juli und August 2017).
Dieser Torso ist ein gutes
Beispiel wie es nicht gemacht werden sollte. Er verfiel zusehends und wurde
teilweise als Holzüberdachung genutzt.
Doch das aufregende Farbenspiel der Graffitis lohnte den Besuch, und auch diese Brücke
war ein Stück Geschichte der Prümer
Kalkmulde. |
Im Juli/August 2023 wurde der Torso auf
behördliche Anweisung "wegen Baufälligkeit" von einer Firma abgerissen. |
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